SHK-Handwerker helfen Pflegekräften - und umgekehrt
Bald Hand in Hand
(rd-abb) Künftig wird es viel mehr ältere Menschen in Deutschland geben. Netzwerke sollen helfen, die erforderlichen Problemlösungen schnell zu realisieren. Aktuell bahnt sich eine engere Zusammenarbeit zwischen SHK- und Pflegeprofis an.
Pflegeroboter? Warum nicht. Zumindest Peter Altmaier scheint nicht abgeneigt. Beim Demografie-Kongress in Berlin ließ der Kanzleramtsminister die Zuhörer an seinen launigen Vorstellungen teilhaben. Wie sich der Einsatz eines elektronischen Helfers in 30 Jahren im Hause Altmaier gestalten könnte? Natürlich stets mit der Anrede „Herr Minister a. D.“. Immerhin: Trotz der großen strukturellen Probleme, die Deutschland derzeit treffen, hat der neue Gesamtkoordinator zur Bewältigung des Flüchtlingsandrangs sich offensichtlich den Humor bewahrt.
Ob es allerdings am 3. November in der Hauptstadt wieder spaßig zugehen wird, wenn eine andere Runde das Thema „Demografie und Pflege“ erörtert, darf bezweifelt werden. Zu ernst gemeint ist das Ansinnen, zu groß ist der Redebedarf, wenn auf Einladung des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) Vertreter des SHK-Handwerks auf Teilnehmer aus der Pflegewirtschaft treffen. Das Ziel: „Optimierung von Produkten, Prozessen und Netzwerken“. Weil es in Zukunft viel mehr ältere Menschen in Deutschland geben wird, gelten speziell die Letztgenannten als große Hoffnungsträger für die schnell erforderlichen Problemlösungen.
Ausgezeichnete Denkfabrik
Auch „PRoF“, Kurzform von „Projects for a Demographic Future“, ist so eine Art Netzwerk. Die europäische Denkfabrik bringt mithilfe von Designern, Architekten, Herstellern, Verbraucherorganisationen und Medizinern erfolgreich Produktlösungen für die stationäre, ambulante und klinische Pflege hervor. 2014 erhielt das im belgischen Poperinge angesiedelte Konsortium von rund 300 Unternehmen den Innovationspreis der Messe „Altenpflege“ „Beim Bereich Wohnen im Alter sehen wir dringenden Handlungsbedarf“, sagte Jury-Sprecher Wolfgang Sattler, Professor für Produktdesign an der Bauhaus Universität Weimar. Beim Preisträger seien selbstbestimmtes Wohnen im Alter und Ästhetik kein Widerspruch.
Richtige Partnerschaften
Dass Alter und Ästhetik kein Widerspruch sein muss, im Nachhinein ist das nicht der wichtigste Aspekt der „PRoF“-Arbeit. Viel mehr wiegt doch die Erkenntnis, dass sich die richtigen Partner zusammenfinden müssen, um wirtschaftlich umsetzbare Geschäftsmodelle in der Pflegewirtschaft zu entwickeln und durchzusetzen. Dabei geht es sowohl um einen würdevollen Umgang mit den Pflegebedürftigen als auch um die Rückendeckung und Stärkung der Pflegekräfte. Ohne die Bereitstellung von nachhaltigen Wohn- und Seniorenimmobilien wird das laut Jens J. Wischmann jedoch kaum funktionieren. „Der Nutzer, seine Bedürfnisse und auch die des Pflegepersonals müssen stärker in den Mittelpunkt gerückt werden“, erklärt der Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und Sprecher der Aktion Barrierefreies Bad.
Zielführende Moderation
Wie Wischmann weiter berichtet, seien intelligente Produkte und hilfreiche Techniken prinzipiell schon vorhanden. Zwischen den am Bau Beteiligten und der Wohnungs- bzw. Immobilienwirtschaft einerseits sowie den möglichen Partnern aus der Gesundheitswirtschaft und den Nutzern andererseits fehle es neben zielführenden „Ansagen“ jedoch häufig an einer ganzheitlichen Betrachtung. Der VDS-Geschäftsführer, der in der ZVSHK-Veranstaltung am 3. November selbst einen moderierenden Part übernehmen wird, verweist in dem Zusammenhang auf die zahlreichen klugen Bad-Entwürfe aus dem Bereich des Universal Design. Sie könnten, „so man sie denn kennt und frühzeitig richtig einplant“, noch viel mehr Menschen den Verbleib in den eigenen vier Wänden sichern.
Fokus „Pflege“
Dass es ohne ein Umdenken schon bald zu desaströsen Zuständen bis hin zum Kollaps im (privaten) Pflegesektor kommen kann, wird von zahlreichen Experten unisono bejaht. „Kein Schwein will ins Heim. Wäre es nicht besser, wohnen bleiben zu können“, brachte es Eckhard Feddersen von Feddersen Architekten während der diesjährigen „Altenpflege“ ebenso drastisch wie treffsicher auf den Punkt. Doch nicht nur seine Berufsgruppe sieht sich mit den Auswirkungen einer Umkehrung der Alterspyramide konfrontiert. Angesichts der 500.000 Bäder, die allein im letzten Jahr saniert worden sind, muss man ebenso dringend der Frage nach den Aufgaben des SHK-Handwerks nachgehen. ZVSHK-Präsident Manfred Stather und Hauptgeschäftsführer Elmar Esser haben sie in ihrer Einladung zum Dialog am 3. November schon kurz umrissen. Demnach sei das Bad nicht nur wesentlich für die Autonomie einer immer älter werdenden Bevölkerung, sondern spiele ebenfalls für Personen eine wichtige Rolle, die in den eigenen vier Wänden gepflegt würden.
Interdisziplinär denken
Die Vertreter des SHK-Handwerks stellen sich den neuen Herausforderungen. Sie wissen, dass man in Zukunft über das eigene technische Know-how hinaus auch ein Verständnis für die Integration nicht-technischer Kriterien entwickeln muss und damit stärker interdisziplinär gefordert sein wird. „SHK-Handwerk trifft Pflegewirtschaft“ liefert denn auch Einblicke in die Vorstellungen des Handwerks. Darüber hinaus werden die die Problemstellungen aus der Perspektive der Pflegepraxis benannt. Zudem gibt es die Möglichkeit, in heterogenen Gruppen zu diskutieren. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, worum es dabei gehen wird: nämlich Bäder im Bestand unter Einhaltung baurechtlicher Vorgaben und förderrechtlicher Kriterien so zu verbessern, dass die Bewohner möglichst lange bleiben können.
Effizientere Zusammenarbeit
Die Grenzen allerdings sind in der Realität – nicht zuletzt durch geltende Gesetze und Vorgaben – enger gesteckt als in den Visionen eines Idealplans für zukunftsorientierte Badkonzepte. Das Forschungsprojekt „Bad der Zukunft“ beispielsweise hat eine Reihe wirklich inspirierender Produkte hervorgebracht. Ob diese jedoch irgendwann in deutschen Bestandsbädern umgesetzt werden können? Diese Frage wird sich wahrscheinlich ebenso stellen wie die Frage danach, ob solcherlei Entwürfe die Bedürfnisse von pflegebedürftigen Nutzern und Betreuern tatsächlich treffen. Man darf gespannt sein, welche Antworten die ZVSHK-Veranstaltung zutage fördert. Optimierungspotenziale jedenfalls, so steht es ja schon in der Einladung, gibt es.
Zukünftige Herausforderungen
Mit großem Interesse warten die Interessenvertreter und Teilnehmer deshalb wohl auch auf das Statement von Karl-Josef Laumann und dem sich anschließenden Podiumsgespräch. Der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Patientenbeauftragter und Pflegebevollmächtigter hat sich nämlich „Zukünftige Herausforderungen der mobilen Pflege“ zum Thema gemacht. Laumann ist u. a. für seinen Einsatz zur Entbürokratisierung der Pflege sowie für markige Sätze wie „Wir brauchen mehr Menschen in der Pflege, die die Arbeit am Bett tun. Der demografische Wandel zwingt uns dazu!“ bekannt. Wie er sich eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Pflegewirtschaft vorstellt? Anfang November besteht die Chance für ihn, die richtigen Prozesse anzustoßen.
Erste Anlaufstelle
Eine effizientere Zusammenarbeit bedingt in jedem Fall einen viel engeren Vor-Ort-Austausch als den aktuell gegebenen. Das Idealbild: Der Sanitärbetrieb wird schon in den ersten Planungsphasen nachhaltiger Wohnlösungen zur ersten Anlaufstelle des Architekten. Bisher bezieht man ihn meist erst in das Projekt ein, wenn es um die Auswahl von Produkten und deren Beschaffung geht. Speziell Leitungsführungen in Wänden und Unterkonstruktionen von Böden in altersübergreifend konzipierten Mehrfamilienhäusern sind mit ihm frühzeitig abzustimmen. Nur so lassen sich vorgesehene spätere Um- und Einbauten in vollem Umfang realisieren. Der Sanitärbetrieb wiederum sollte bei jeder neuen Badplanung die Bauherren davon überzeugen, bereits im Vorfeld an das Alter zu denken und entsprechende Vorkehrungen bei der Innenausstattung zu treffen. Dass dafür neben umfassenden Installations- und Produktkenntnissen auch psychologische Schulungen notwendig sind, bedarf eigentlich keiner Erwähnung. Allein an einer breiten Umsetzung hapert es.
Zukunftsfähige Wohnlösungen
Ebenfalls (noch) wenig vertraut ist man mit den Handicaps selbst. Das gilt vor allem für ihre jeweiligen Auswirkungen auf die individuelle Leistungsfähigkeit der Betroffenen sowie die daraus resultierenden Anforderungen an Bau und Ausstattung eines Badezimmers. Besonders vor dem Hintergrund einer qualifizierten Beratung sollte ein umfassendes Grundwissen hierüber vorhanden sein. Hier könnten die Pflegekräfte einen wichtigen Part übernehmen. – Fazit: Dieser erste skizzierter Ansatz bietet die Chance zukunftsorientierte Maßnahmenpläne für zukunftsfähige Wohnlösungen mit zukunftsfähigen Bädern zu entwickeln. Damit kann man den Ansprüchen von heute und morgen gerecht werden und die erforderlichen Problemlösungen in der notwendigen individuellen Vielfalt erbringen.
Interesse an „SHK-Handwerk trifft Pflegewirtschaft“?
Die Veranstaltung findet im Radisson Blu Hotel, Karl-Liebknecht-Straße 3, 10178 Berlin, statt. Die Teilnehmergebühr beträgt netto 150,00 Euro, Anmeldeschluss ist der 20. Oktober 2015. Ansprechpartnerin des Veranstalters: Anne Schumacher, E-Mail: a.schumacher(at)zvshk.de. Zur Online-Anmeldung geht es mit dem Suchwort QL45222750 .
Quelle Teaserfoto: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS)/Shutterstock/Goodluz