24. Mai 2016
(red-abb) Wer sein Haus generationengerecht planen will, sollte dem Bad ein paar Quadratmeter mehr einräumen. Denn wenn ein Bewohner plötzlich auf Krücken, einen Rollator oder gar den Rollstuhl angewiesen ist, braucht es großzügige Flächen. Dabei geht es nicht allein um den Bewegungsradius des Betroffenen. Auch die pflegenden Personen benötigen Bewegungsfreiheit, um sicher Hilfestellung leisten zu können. Doch ausgerechnet beim „Platz“ hapert es bei den meisten Entwürfen – selbst im privaten Neubausektor.
Das verwundert etwas, denn besonders dort eröffnen sich eigentlich ungeahnte Spiel- bzw. Freiräume – etwa für eine Badewanne mitten im Raum oder die bodenebene Dusche, die mit beheizter Sitzecke zur Regeneration einlädt. Die Lage des Bades an der Außenwand mit Fenster oder mit einer Tür in den Garten sorgt für Ausblicke in die Natur und bringt gleichzeitig Luft, Licht und Sonne in den Raum. So eine Wohlfühloase lässt sich dank innovativer Produkt- und Planungsentwicklungen problemlos mit den Prinzipien der Barrierefreiheit verbinden und auf diese Weise zum „Bad fürs ganze Leben“ gestalten.
Planungsidee: Wanne raus, Dusche rein; 210 cm im Durchmesser reichen, um sich frei um die eigene Achse mit einem Komfort-Rollstuhl und noch dazu einer Person an seiner Seite bewegen zu können.
1 / 3
Dusche oder Badewanne – für viele eine Glaubensfrage. Ist wie in diesem Erdgeschoss-Bad kein Platz vorhanden, muss man sich entscheiden. Wer jung die Badewanne wählt, sie im Alter jedoch durch eine bodenebene Dusche ersetzen möchte, sollte von Beginn an entsprechende Installationen einplanen. Das ist technisch kein Problem und darüber hinaus günstiger als eine spätere Neuverlegung. Ein entspannendes Vollbad hat zwar immer noch die Nase vorn, wenn es um Luxus geht. Die aktuellen bodenebenen Duschen wissen allerdings ebenfalls zu gefallen, auch, weil sich durch sie Barrieren vermeiden lassen.
2 / 3
Duschen werden von Pflegern besonders geschätzt, da sie in ihnen in aufrechter Haltung Hilfestellung leisten können. Eine halbhohe Mauer zum übrigen Bad ist Sichtschutz und Ablage zugleich. Für den Abschluss zur Decke haben die Planer eine Glasscheibe vorgesehen. Sie lässst keinen Spritzer raus, dafür aber viel natürliches Licht rein. Zu den weiteren Ausstattungs-Tipps für das insgesamt 14 Quadratmeter große Bad im Erdgeschoss zählt ein Duschsitz mit rutschhemmender Oberfläche sowie Armstützen und Rückenlehne, beides nachrüstbar. Ein unterfahrbarer Waschtisch bietet Sitzenden ausreichend Beinfreiheit und sieht zudem schick aus. Der fehlende Stauraum unter dem Becken wird durch einen schmalen Hochschrank ersetzt. Mobile Container lassen sich überall hinschieben, wo sie gebraucht werden. Die Mauer neben dem WC ist ein Sichtschutz und zudem so stabil, dass sie Lasten, die durch Aufstützen entstehen, am Haltegriff problemlos aufnehmen kann.
3 / 3
Zurück
Weiter
Freie Fahrt für den barrierefreien Komfort
In erster Linie gilt es „keine Experimente bei der Raumaufteilung“ zu machen. Nur ein aufgeräumter Grundriss bietet das, was barrierefreie Bäder unbedingt erfordern: klar ersichtliche Strukturen und reichlich Fläche vor den Objekten. Wer komfortabel planen will, sollte sich die Zahl 210 merken. 210 cm im Durchmesser reichen, um sich frei um die eigene Achse mit einem Komfort-Rollstuhl und noch dazu einer Person an seiner Seite bewegen zu können.
Zu den „must haves“ zählt ferner eine schwellenlose, breite Tür, weil sie stets gute Zugänglichkeit gewährleistet. Höhenverstellbare Sanitärobjekte versprechen Flexibilität und Sitzmöglichkeiten Komfort. Stabile Haltegriffe und rutschfeste Böden dagegen sind das A und O für die Sicherheit. Selbsterklärende Produkte und Armaturen, die sich gut umfassen lassen, bringen leichte Bedienbarkeit. Von all diesen Maßnahmen profitieren Kinder und Schwangere ebenso wie temporär Verletzte und pflegende Assistenzpersonen.
Originelle Ideen für Bäder fürs ganze Leben
Vor dem Hintergrund hat die Aktion Barrierefreies Bad gemeinsam mit Hauseigentümern der Generation 50+ viele Anregungen und originelle Ideen für die Ausstattung von Bädern zu Papier gebracht, in denen sich Barrierefreiheit wortwörtlich breitmacht. Einen Entwurf kennen Sie bereits. Im Folgenden stellen wir Ihnen drei weitere vor – gerne zum Nachmachen. Wenn der Platz dazu nicht reicht, dann finden sich bestimmt Details, die sich auch auf weniger Quadratmetern umsetzen lassen.
Den individuellen Bedarf in den Mittelpunkt stellen
Der Leitgedanke bei dem Projekt: Planungsanforderungen in Mindestabmessungen zu manifestieren, ist für den öffentlichen Wohnungsbau wichtig, um Bewohnern staatliche Gelder für spätere Umrüstungen zu sichern und damit den Verbleib in den eigenen vier Wänden so lange wie möglich zu garantieren. Im Privatbereich sollten zuerst die individuellen Wünsche der Menschen im Mittelpunkt stehen und zudem die Möglichkeiten des Bades voll ausgeschöpft werden – als Wohnraum und Rückzugsort für Entspannung, Gesundheit oder einfach nur als ein Bereich, der die Lebensgeister für den Tag immer wieder aufs Neue zu wecken vermag.
Planungsidee: Aufschieben und Komfort genießen - mit Badewanne und Duschbereich inklusive Sitzecke.
1 / 3
Wer Platz dafür hat oder dem Nachbarraum ein paar Quadratmeter abknapsen kann, sollte sich beides gönnen: Dusche und Badewanne. Denn der Rücken schmerze nicht erst im hohen Alter. Abgesehen von Haltegriffen kann ein breiterer Rand am Kopf- oder Fußende der Wanne eine Hilfe zum Einsteigen bzw. Überwechseln vom Rollstuhl ins Wasser sein. Praktische Idee: Nische, Schubladen und ein Glasregal in den Trennwänden zwischen den Funktionsbereichen bieten reichlich Stauraum. Kinder oder Rollifahrer haben ihre Fächer unten. Alle, die sich strecken können, bekommen oben Platz eingeräumt. Mehr Schränke gibt es nicht, dafür aber üppige Bewegungsflächen sowie eine große Dusche mit beheizter Eckbank, die auch Begleitpersonen vermutlich gerne nutzen werden – so der Gedanke der Planer.
2 / 3
4 x 4 Meter, mit Badewanne und komfortablem Duschbereich: Die Perspektive zeigt deutlich die Idee, die hinter bzw. in der Trennwand steckt. Wer schon immer einen Mosaikboden haben wollte, hat im barrierefreien Bad ein perfektes Argument dafür, denn die kleinen Fliesen in der Dusche bieten Sicherheit vorm Ausrutschen. Noch dazu sehen sie schick aus. Tipp: Wo nur wenig oder gar kein Spritzwasser anfällt, die Wände einfach nur „wasserfest“ streichen. Das lässt den Raum heimelig(er) wirken. Gleiches gilt für Bodenplatten in Holzoptik. Um Platz zu gewinnen, haben die Planer die feste Tür gegen eine leichte Version aus Kunststoff zum Schieben ausgetauscht. Diese hängt außerhalb des Bades an einer Laufschiene und kann ohne viel Kraftaufwand bewegt werden.
3 / 3
Zurück
Weiter
Bäder fürs ganze Leben
Genau das trifft auch für die beiden nächsten Entwürfe zu. Denn in ihnen macht sich Barrierefreiheit ebenfalls breit. Und wie. Ein bisschen träumen darf an dieser Stelle ja erlaubt sein. Wobei: Warum eigentlich nur davon träumen! Wie so ein generationengerechtes Wohlfühlbad aussehen könnte, das zeigt der vorausschauende Altbau-Umbau auf 22 Quadratmetern.
Planungsidee: Vorausschauender Altbau-Umbau auf 22 Quadratmetern - das Ergebnis ist ein generationengerechtes Wohlfühlbad.
1 / 3
Bei den ersten vier Wänden denkt man noch nicht daran, dass sich die Wohnbedürfnisse jemals ändern könnten. Da prägen stilistische Vorstellungen und ein meist schmales Portemonnaie die Einrichtung. Zumindest war es früher so. Heute ist das Problembewusstsein nicht zuletzt durch die Ansprache der Barrierefrei-Thematik in den Medien zunehmend ein anderes. Vermehrt berücksichtigen junge Bauherren beim Umbau einer großen Altbauwohnung, wie man sie in Hamburg oder Berlin noch des Öfteren findet, Kriterien wie Zugänglichkeit, angemessene Dimensionierung und Erreichbarkeit – zum einen, um sich und dem Nachwuchs Sicherheit und Komfort zu bieten; zum anderen, um im Alter oder bei eingeschränkter Mobilität weiterhin im geliebten und einst vorausschauend umgebauten Altbau wohnen bleiben zu können.
2 / 3
Zentrales Element der Planung ist ein auf dem Kopf stehendes „T“, das als Trennwand und Sitzbank zugleich dient. Die feststehende Duschwand mit Kantenschutz hat ein Dekor. Sowohl kleine Kinder als auch Menschen mit nachlassender Sehkraft können sie so nicht übersehen. Die stabile Wandkonstruktion der Dusche lässt eine Nachrüstung mit Haltegriffen und Duschsitz zu. Praktisch: ein Drehschrank mit zahlreichen Fächern. Die unteren sind für den Nachwuchs oder Rollifahrer reserviert.
3 / 3
Zurück
Weiter
Barrierefreies Einrichten, ohne Kompromisse bei der Optik einzugehen, das funktioniert auch beim Bau eines Bades. Unsere Luxuslösung zeigt, wie das aussehen könnte.
Planungsidee: Auf 22 Quadratmetern sollte statt Worst-Case-Szenario eine Luxuslösung entstehen.
1 / 3
Barrierefrei einzurichten, ohne Kompromisse bei der Optik einzugehen, das funktioniert auch beim Bau eines Bades. Wo Trennwände geopfert werden können, ohne dass die Statik beeinträchtigt wird – nur zu! Unterm Strich bleibt genügend Platz, um bequem um Ecken bzw. „ums Oval“ zu kommen. Das gilt auch für den Fall, dass man im Rollstuhl sitzt und noch dazu auf die Hilfe eines anderen Menschen angewiesen ist. Grundsätzlich hängt die Verwendung einer Wanne von den Fähigkeiten jedes Einzelnen ab. Doch wer denkt an den Worst-Case, wenn gleichzeitig der Traum von Wellness lockt. In den meisten Fällen lassen sich Einsteigehilfen nachrüsten. Perfekte Alternative: die Dusche mit integriertem Sitz, Haltegriff und höhenverstellbarer Armatur.
2 / 3
Das WC ist höhenverstellbar und dennoch schick. Vorbei also die Zeiten, als solche Modelle aufgrund der Technik durch klobige Optik auffielen. Nach Bedarf kann es mit einem Haltegriff ausgestattet werden. Den gibt es mittlerweile sogar in mobiler Version. Der Waschtisch hat Griffmulden, mit denen man sich an ihn heranziehen kann. Klinisches Weiß im barrierefreien Bad, das war ebenfalls gestern. Die neue Barrierefreiheit ist bunt. Ob es Grün und Orange sein müssen, bleibt jedem selbst überlassen (es sei denn, medizinische Gründe sprechen für eine spezielle Farbe). Denn barrierefrei bedeutet nicht zuletzt auch, so zu leben, wie es einem gefällt.
3 / 3
Zurück
Weiter
Planungen/Zeichnungen: Aktion Barrierefreies Bad / Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS)