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Allgemein Barrierefrei Förderung
2. Juni 2021
Antragstopp für "Altersgerecht Umbauen": KfW-Zuschusstopf für barrierereduzierende Maßnahmen komplett leer

KfW-Zuschusstopf für barrierereduzierende Maßnahmen komplett leer

Stopp für „Altersgerecht Umbauen“

(dh/red-abb) In diesem Jahr gibt es von der KfW leider keine Zuschüsse mehr im Programm „Altersgerecht Umbauen“. Der Grund: Die finanziellen Mittel für barrierereduzierende Maßnahmen sind komplett aufgebraucht. Anträge können also keine mehr gestellt werden. Ob, wann und wie viel Fördermittel im nächsten Jahr zur Verfügung stehen, ist außerdem ungewiss.

So früh ging der KfW im Programm 455-B „Altersgerecht Umbauen“ noch nie das Geld aus. Das ist doppelt überraschend, weil dieser Mitteltopf in 2021 von 75 Millionen auf 130 Millionen Euro aufgestockt wurde.

Zuschuss sorgt für hohen Anreiz

Mit 10 Prozent beteiligt sich der Staat an den förderfähigen Kosten eines solchen altersgerechten Umbaus, maximal gibt es 5.000 Euro. Voraussetzung ist unter anderem, dass der Umbau noch nicht begonnen wurde. Bereits zugesagte Mittel bleiben vom Stopp jedoch unberührt.

Schon die Zahlen des ersten Quartals 2021 ließen aufhorchen: Im Programm „Altersgerecht Umbauen – Zuschuss Barrierereduzierung“ wurden laut KfW Zusagen für 31.221 Wohneinheiten mit einem Fördervolumen von 63 Millionen Euro erteilt. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es gerade mal 25.335 Zusagen und 51 Millionen Euro.

Mehr Wohnungsrenovierungen

Erklären lässt sich der Run auf die Fördermittel insbesondere durch die Corona-Pandemie. Weil die Menschen mehr Zeit in ihrer Wohnung verbringen, soll diese über möglichst viel Wohlfühlatmosphäre, Sicherheit und Komfort verfügen. Um das zu erreichen werden vermehrt Modernisierungs- und Renovierungsarbeiten durchgeführt. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des Marktforschungsinstituts infas quo. Bäder rangieren laut Umfrage dabei ganz oben auf der Liste.

Gesteigertes Bedürfnis für altersgerechtes Umbauen

Dass die KfW-Mittel dieses Programms so rege beantragt wurden, ist ein sehr gutes Zeichen. Es zeigt, dass die Menschen ein stärkeres Bewusstsein für die Reduzierung von Barrieren entwickelt haben und daher ihre Wohnungen altersgerecht umbauen wollen. Das ist auch dringend nötig. Denn nur 1,5 Prozent der Wohnungen in Deutschland sind altersgerecht. Bis 2035 werden einer von der KfW in Auftrag gegebenen Studie des Instituts für Wohnen und Umwelt (IWU) zufolge sogar rund zwei Millionen altersgerechte Wohnungen fehlen. Dem KfW-Programm 455-B „Altersgerecht Umbauen“ attestierte sie hohe Nachfragen und Verbesserungen im Wohnungsbestand. Darüber hinaus zeigte die Erhebung auch die positiven volkswirtschaftlichen Effekte auf: Durch den barrierereduzierten Umbau und die Möglichkeit des Verbleibs in der eigenen Wohnung würden stationäre Pflegekosten von jährlich ca. 100 Millionen Euro gespart.

Positive Aktivitäten ausgebremst

Leider werden durch den jetzigen Antragsstopp alle positiven Aktivitäten für altersgerechtes Umbauen wieder ausgebremst. Leisten kann sich das Deutschland eigentlich nicht, da der demografische Wandel weiter anhält. Der Anteil der älteren Bevölkerung liegt mittlerweile über dem der Kinder und Jugendlichen. Im Jahr 2019 waren fast 22 Prozent der Menschen in Deutschland 65 Jahre oder älter.

Bedauerlich ist zudem, dass in diesem Jahr nicht mit einer weiteren Aufstockung des Fördervolumens zu rechnen ist. Ob und wie es 2022 weiter geht, ist ebenfalls unklar. Weil die Programmmittel für „Altersgerecht Umbauen“ parallel zur Legislaturperiode im Finanzplan nur bis 2021 vorgesehen waren. Eine Förderung im nächsten Jahr ist nur dann möglich, wenn im Bundeshaushalt 2022 wieder Mittel vorgesehen werden.

Hohe gesellschaftliche Relevanz

Altersgerechtes Wohnen hat eine hohe gesellschaftliche Relevanz und muss daher zentrales Thema der Wohnungspolitik bleiben. Die Forderungen an die künftigen Regierungsparteien können daher nur lauten, das KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ zu verstetigen und künftig mit deutlich mehr Mitteln auszustatten. Die Aktion Barrierefreies Bad und ihre Initiatoren werden sich hierfür weiter einsetzen.