
Barrierefreiheit auf der ISH 2025
Trends, Talks und neue Produkte
(dh/red-abb) Wie wichtig Innovationen und zukunftsweisende Lösungen für die Sanitärbranche sind, zeigte die ISH 2025 kürzlich in Frankfurt am Main. Für die Aktion Barrierefreies Bad (ABB) drehte sich auf der Weltleitmesse für Wasser, Wärme und Luft selbstverständlich alles um das Thema Barrierefreiheit – ein Anliegen, das angesichts des demografischen Wandels zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Das Badezimmer ist der Schlüsselraum für ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. Ein barrierefreies Bad vereint vorausschauende Planung mit aktuellen Komfortansprüchen. Es bildet die Grundlage für langfristige Unabhängigkeit in vertrauter Umgebung und berücksichtigt sowohl individuelle Bedürfnisse als auch wichtige gesellschaftliche Herausforderungen.
Barrierefreiheit im Mittelpunkt
Vor diesem Hintergrund nutzte die Aktion die ISH 2025, um das Thema Barrierefreiheit in den Fokus zu rücken. Sie war eingebunden in die Waterlounge der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) sowie in die Trendausstellung Pop up my Bathroom und das Vortrags- und Gesprächsforum „Design Plaza“ im neuen Lösungsfeld Sanitärräume in Halle 3.1.

In der Waterlounge bot die ABB umfassende Informationen zu altersgerechten, barrierefreien und pflegegerechten Badlösungen. Fach- und Privatbesucher konnten sich dort beispielsweise über Planungskriterien und Fördermöglichkeiten informieren. Die Referentin der Aktion, Daniela Heinemann, betonte: „Barrierefreiheit ist kein Luxus, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Wir müssen jetzt handeln, um den Fehlbestand von zwei Millionen barrierefreien Wohnungen in Deutschland zu reduzieren.“

Expertentalk
Ein besonderes Highlight war der Branchentalk mit dem Titel „Altersgerechte, barrierefreie und pflegegerechte Badplanung“, der am vierten Messetag auf der „Design Plaza“ stattfand. Moderiert von Daniela Heinemann, beleuchtete er die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den drei Konzepten und zeigte praxisnahe Lösungen auf.

Matthias Thiel (ZVSHK) stellte die Ergebnisse der Studie „Optimierung der Ausführung und Finanzierung von pflegegerechten Bädern im Rahmen der Wohnungsanpassung“ vor. Er betonte, dass von den aktuell 5,7 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland 86 % zu Hause versorgt werden. Planungskonzepte der Studie für die ambulante Pflege, wie das „Quadratbad“ und „Schlauchbad“, böten praktikable Lösungen für kleine Bäder.
Gudrun Kaiser (WiA, Wohnqualität im Alter) hob hervor, wie wichtig stabile Wände, Kontraste und Lichtkonzepte sind. Darüber hinaus ermunterte sie Badplaner, die Öffnungsklausel der DIN 18040 zu nutzen und kreative Ideen zu entwickeln. So müssten Spiegel beispielsweise nicht zwangsläufig über dem Waschbecken angebracht sein. Eine alternative Platzierung im Bad könnte im Einzelfall sinnvoller sein, z.B. für Menschen mit Demenz, die ihr Spiegelbild mitunter als irritierend oder sogar angstauslösend empfinden.
Martin Schäpermeier (KALDEWEI) sprach darüber, dass bodenebene Duschen heute zur Standardausstattung gehören. Sie könnten auch in Altbauten aufgrund niedriger Aufbauhöhe und Pumpenlösungen quasi immer realisiert werden. In diesem Zusammenhang erwähnte er neue innovative Materialien, die bodenebenen Duschflächen einzigartige Rutschhemmung verleihen.
Rundgang zu barrierefreien Produkten
Neben dem Expertentalk organisierte die Aktion Barrierefreies Bad einen geführten Rundgang zu ausgewählten Ausstellern. Dabei wurden innovative Produkte vorgestellt, die Barrierefreiheit mit modernem Design verbinden:
Philipp Fechner von HEWI stellte bewährte Produkte wie Waschtische und den neuen Magnetbrausehalter vor, der bedienfreundlich, sicher und pflegeleicht ist. Fatima Ferreira von KALDEWEI zeigte Duschflächen, die durch ihre rutschfeste Beschaffenheit überzeugen. Heiko Bonin von Grohe präsentierte die neue Schaumdusche PUREFOAM sowie eine Hybrid-Waschtischarmatur, die Komfort und Ressourcenschonung miteinander verbinden. David Warre von Burgbad stellte das platzsparende Abflusssystem „cleanFlow“ vor, das sich ideal für unterfahrbare Waschbecken eignet. Stefan Hoff von Viega demonstrierte das höhenverstellbare WC-Element „Prevista Dry-WC-Element“, das eine flexible Anpassung an individuelle Bedürfnisse ermöglicht.
Grundlagenstudie #germanbathrooms
Auf der Pressekonferenz am zweiten Messetag auf der „Design Plaza“ gab Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS), einen Einblick in die repräsentativen Ergebnisse der Grundlagenstudie #germanbathrooms: Die Deutschen und ihre Badezimmer.
Die in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut forsa entstandene VDS-Studie zeichnet beispielsweise ein Bild der aktuellen Ausstattung deutscher Bäder, analysiert die Wunschvorstellungen der Konsumenten und gibt Einblicke in die Erwartungen von Immobilieneigentümern und Mietern.
Studienergebnisse zu altersgerechter Badgestaltung

Auch das Thema Barrierefreiheit im Bad wird in der Studie aufgegriffen. Zentrale Ergebnisse hierzu präsentierte Daniela Heinemann auf der Pressekonferenz: So ist das Bewusstsein für die Relevanz barrierearmer Lösungen generationenübergreifend stark ausgeprägt. Insgesamt sehen 95 % der Befragten (summiert) die Infrastruktur altersgerechter Badezimmer als wichtig oder sehr wichtig für ein selbstbestimmtes Leben im Alter an. Schon der Anteil derjenigen, die sie sogar für „sehr wichtig“ halten, stellt mit 66 % eine deutliche Mehrheit dar, in der auch die jüngste Zielgruppe der 18- bis 29-Jährigen mit 60 % vertreten ist. Diese Überzeugung ist besonders unter Frauen vorherrschend. Für die Hälfte der Befragten (50 %) wäre eine barrierearme Ausstattung des Badezimmers grundsätzlich interessant – insbesondere für die über 50-Jährigen, die am ehesten ein Eigeninteresse haben, etwa zum Erhalt einer langen Selbstständigkeit im Alter. Vor allem Menschen im Alter um die 60 Jahre sind offen für die Umgestaltung ihres Badezimmers. 89 % der Wohneigentümer wollen bei anstehender Renovierung vollständig oder zumindest teilweise auf eine barrierefreie Ausstattung achten.
Forderung nach Neuauflage des KfW-Programms „Altersgerecht Umbauen“
Dass das Bewusstsein für barrierearme Bäder vorhanden ist, hält Heinemann für einen ersten wichtigen Schritt. Da die Umsetzung aber mit finanziellen Belastungen verbunden ist, ist sie der Ansicht, dass die Menschen damit nicht allein gelassen werden dürfen.
Die Aktion Barrierefreies Bad fordert daher eine Neuauflage des KfW-Zuschussprogramms „Altersgerecht Umbauen“ mit einer Mittelbereitstellung von mindestens 150 Millionen Euro sowie eine Erhöhung der maximalen Förderhöhe für Einzelmaßnahmen angesichts gestiegener Baukosten.
„Präventive Investitionen in barrierefreie Wohnungen sind unerlässlich“, erklärt Heinemann. „Sie fördern eine selbstständigere Lebensführung und können Aufenthalte in stationären Einrichtungen verzögern oder sogar vermeiden – ein Gewinn für alle Beteiligten bei gleichzeitiger Entlastung der Sozial- und Pflegekassen.“
ZVSHK Produkt-Award: Ausgezeichnete Innovationen
Ein weiterer Höhepunkt im Vortrags- und Gesprächsforum „Design Plaza“ war die Verleihung des ZVSHK Produkt-Awards „Badkomfort für Generationen. Aus insgesamt 19 nominierten Produkten zeichnete eine fünfköpfige Fachjury drei Lösungen aus, die auf herausragende Weise barrierefreie Nutzerfreundlichkeit mit ansprechendem Design verbinden:
- Prevista Dry-WC-Element von Viega
Das höhenverstellbare WC-Element sorgt auf Knopfdruck für individuellen Komfort – ideal für alle Lebensphasen und Bedürfnisse. - Zehnder Tetris – Badheizkörper von Zehnder
Ein stilvoller Heizkörper, der funktionales Design mit Komfort und Sicherheit im Bad vereint. - Instant Hot Showers von Heau
Die innovative Duschlösung liefert sofort warmes Wasser, spart Ressourcen und überzeugt durch ergonomische Gestaltung.
Erstmals wurde ein Sonderpreis für Badplanungen des Handwerks verliehen. Die Auszeichnung ging an das Unternehmen Bormuth Haustechnik aus Lautertal-Gadernheim, das gemeinsam mit dem Großhändler Mainmetall eine herausragende generationsübergreifende Badplanung entwickelte. Das prämierte Bad überzeugt mit attraktivem Design, einheitlicher Gestaltung und vielen interessanten Komfortmerkmalen.

Fazit
Barrierefreie Badlösungen sind keine Nischenthemen, sondern haben eine zentrale Bedeutung und betreffen gleichermaßen Nutzer, Branche und Gesellschaft. Sie stellen nicht nur eine dringende Notwendigkeit angesichts des demografischen Wandels dar, sondern auch eine Herausforderung, die innovative Ansätze und gemeinsames Engagement erfordern. „Die Aktion Barrierefreies Bad konnte auf der ISH 2025, auf der sich mehr als 163.000 Besucher informierten, wertvolle Impulse setzen, um das Bewusstsein für barrierefreie Badgestaltung weiter zu stärken“, so Daniela Heinemann.
Jens J. Wischmann ergänzte: „Einige Hersteller suchen hier nach neuen Ansätzen, um Barrierefreiheit im Bad in neue Kontexte zu stellen und die Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten zu erhöhen. Gleichwohl sind auf diesem Gebiet noch deutlich mehr Anstrengungen vonnöten, um das Produkt- und Beratungsangebot für diesen Wachstumsmarkt zu erhöhen“.
Unser Aufmacherfoto zeigt Messebesucher auf dem Weg zu den Hallen. © Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Pietro Sutera