Barrierefreier Komfort im Bad wird bald personalisiert
Digitalisierung ist eine Chance
(red-abb) Die Digitalisierung ist unaufhaltsam, ob man will oder nicht. Anstatt sie jedoch kategorisch abzulehnen, erscheint die Beschäftigung mit ihr als die weitaus bessere Lösung. Gut informiert zu sein hat schließlich bisher noch niemandem geschadet.
Vor allem, weil sich Wissen rund um die digitale Zukunft wirklich lohnt, denn sie wird viele Möglichkeiten mit sich bringen. Das gilt fraglos auch für das altersgerechte barrierefreie Wohnen. Um in den Genuss von Vorteilen wie mehr Komfort, Sicherheit und Gesundheit zu kommen, muss man die passenden Anwendungen, Geräte und Systeme allerdings kennen und sie vom Profi zusammenführen lassen.
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Offene Schnittstelle
Dornbracht gehört zu den digitalen Pionieren in der Sanitärbranche. 2008 brachte der Iserlohner Hersteller ein elektronisches Ventil auf den Markt, das vor jede Wasserauslassstelle montiert werden kann und Informationen zu Strahlart, Wassertemperatur und -menge aufnimmt. Das Ergebnis sind vorprogrammierte Choreografien. Da das Ventil eine eigene IP-Adresse hat, lässt es sich aus dem Internet oder via App ansteuern. Die eigentliche Besonderheit der Dornbracht-Innovation liegt jedoch in der offenen Philosophie der Schnittstelle. Weil das Ventil nämlich nicht abgeschottet ist, lässt es sich mit Fremdprogrammen nutzen. Der Armaturenspezialist wähnt hierin ein großes Marktpotenzial: So könnten Ärzte, Kliniken sowie Gesundheitsberater künftig via kostenpflichtiger App sogar vorprogrammierte Kneipp-Anwendungen für das heimische Badezimmer anbieten.
Spracheingabe lässt Wasser fließen
Wer die Dusche mit eigener Wunschtemperatur starten will, muss sich im Prinzip bloß mit seinem Smartphone ihrem NFC-Sensor annähern. NFC steht für eine drahtlose „Nahfeldkommunikation“ von bis zu 4 Zentimetern. Eleganter, vor allem aber wasserfester kommt man mit den speziellen Smart Tools von Dornbracht zum wohligen Schauer. Wie im Bad lassen sich die elektronischen Ventile auch in der Küche und dort an der Spüle anbringen. Besonders für Menschen, deren Hände und Finger nicht mehr so kräftig sind, ist das eine wertvolle Hilfestellung. Wieder wird ein mobiles Gerät zur Schnittstelle für die Bedienung: Mit der Spracheingabe „Ich hätte gerne ein Glas Wasser.“ am Tablet läuft H2O wie von Geisterhand ins Glas und stoppt, wenn die Füllhöhe erreicht ist.
Auf die Smart Home-Plattform kommt es an
Damit die innovativen Armaturen letztlich „smart“ funktionieren, braucht es spezielle Smart Home-Plattformen wie die des Anbieters Digitalstrom. Dessen Technologie kommuniziert über bestehende Stromleitungen und vernetzt sämtliche elektrischen Geräte sowie Breitbandgeräte. Das System, das 2011 auf den Markt kam und u. a. in Wetzlar entwickelt wird, beruht auf vier verschiedenen Komponenten. Nummer 1 sind Lüsterklemmen. Sie werden überall im Haushalt in elektrische Geräte sowie Rollläden oder Lampen eingebaut. Der integrierte Chip schaltet Strom, dimmt, misst und verfügt über eine eigene Rechnerleistung. Darüber hinaus speichert er Daten und kommuniziert über die Stromleitung. Das Meter, das zweite Bauteil, wird im Sicherungskasten montiert und regelt die Kommunikation der Klemmen innerhalb des Stromkreises. Ebenfalls im Sicherungskasten sitzen Server und Filter. Ersterer ist für (Teil-)Automatisierungen verantwortlich und stellt die Verbindung ins Internet und zur Cloud her. Die Filter hingegen sorgen für eine störfreie Kommunikation über die Stromleitung.
Automatische Abläufe werden personalisiert
Digitalstrom vernetzt nach eigenen Aussagen aber nicht nur sämtliche Geräte, sondern macht sie intelligent. So ist etwa das digital ansteuerbare Fenster des Herstellers Rehau in der Lage, auf verschiedene Daten wie CO2-Werte, Außentemperatur oder Luftfeuchtigkeit zuzugreifen und das stets optimale Klima für jeden Raum und sogar das individuell gewünschte Klima jedes einzelnen Bewohners zu schaffen. Möglich macht das ein sogenanntes Bot. Hinter dem vom englischen „Robot“ abgeleiteten Ausdruck verbergen sich Computerprogramme, die sich wiederholende Aufgaben ganz automatisch und ohne menschliche Interaktion abarbeiten.
Auch im Badezimmer entstehen auf diese Weise völlig neue Anwendungsbereiche, die mehr Komfort, mehr Sicherheit, mehr Energieeffizienz und mehr Gesundheit bringen. Plötzlich reicht der nach einem anstrengenden Arbeitstag gesprochene Satz „Ich möchte in einer Stunde baden.“ aus, dass zum gewünschten Zeitpunkt die Badewanne mit Wasser in der Lieblingstemperatur wartet. Weitere Möglichkeiten gibt es außerdem in puncto Sicherheit: Durch eine Kombination aus elektronischen Ventilen mit der Digitalstrom-Plattform lässt sich verhindern, dass aus einer Armatur zu heißes Wasser für Kinder oder aber Pflegebedürftige kommt, wenn diese es anfordern sollten. Von Licht über Lüftung bis zur Musik – alles lässt sich zu speziellen Szenen kombinieren und personalisiert programmieren.
Intelligente Funktionen für mehr Sicherheit
Apropos Musik: Sonos, kalifornischer Anbieter von Unterhaltungselektronik, hat sich der Plattform von Digitalstrom ebenfalls angeschlossen. Waren bisher mehrere Klicks auf dem Smartphone nötig, um die zum Frühstück bevorzugten Songs über die Musikanlage abzuspielen, so reicht durch die Anbindung nun ein einzelner Klick auf den Lichttaster in der Küche aus. Interessant sind zudem die sicherheitsrelevanten Funktionserweiterungen: Im Feuerfall erhalten die Bewohner über die Musikanlage eine gesprochene Information, wie sie sich zu verhalten haben.
Noch mehr Sicherheit und Komfort verspricht Servaris, deutscher Anbieter für smarte Haustechnik-Systeme speziell für ältere Menschen. Intelligente Funktionen wie die Erinnerung an Medikamenteneinnahme, die Anzeige von Aktivitäten im Sinne von Routinen, eine Sturz-Erkennung mit Alarmierung oder die automatische Überwachung der Vitalparameter bieten vor allem chronisch Kranken oder Senioren ein behütetes und dennoch selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. Sämtliche Vitalparameter werden dabei in der Digitalstrom-Umgebung integriert.
Anpassbare Software bringt Komfort auch ins Bad
Martin Vesper, geschäftsführender Vorstand bei der Digitalstrom AG, fasst die Vorteile der Vernetzung im Bad folgendermaßen zusammen: „An sich können alle Geräte, die über eine sogenannte offene Schnittstelle verfügen, miteinander verbunden werden. Da Armaturen, Temperaturregler und Lichtquellen, zum Beispiel von Dornbracht, auch digitalisiert sind und über solch offene Schnittstellen verfügen, können ganze Szenarien damit hergestellt werden.“ Das Hauptthema beim Bad sei jedoch die Personalisierung. Das Bad von heute wisse bereits, wer sich im Raum befinde, und stelle sich selbstständig auf alle Bewohner des Hauses ein. Die morgendliche Routine im Badezimmer könne mit smarten Anwendungen zum täglichen Wellnessprogramm werden. Von der Lichtstimmung, Wassertemperatur über Musik bis hin zur persönlichen Höhe des verstellbaren Waschbeckenmöbels lasse sich alles individuell anpassen.
Fazit: Mit der Digitalisierung und Vernetzung von Geräten in Haus und Bad dürfte das Leben für alle leichter werden. Der Grund liegt nicht zuletzt in der Anpassbarkeit an die jeweilige Lebenssituation über Software. Und die lässt sich jederzeit ändern – im Gegensatz zur langfristig angelegten Einrichtung im Bad.
Quellen und weitere Informationen: www.digitalstrom.de, www.dornbracht.de